Der Oman war schon länger auf meiner Wunschliste. Aber irgendwie wollte es nie so richtig klappen… Nun endlich, zwischen Weihnachten und Neujahr 2019/2020, war ich knapp 2 Wochen im Oman.

Vielleicht mit ein Grund, weshalb der Oman in den letzten Jahren immer wieder von einer anderen Destination von Platz 1 meiner imaginären Liste verdrängt wurde, ist die Schwierigkeit der Planung, wenn man noch nie da war. Es passiert mir nicht bei vielen Ländern (Island soll als weitere Ausnahme erwähnt sein), dass ich nicht so recht weiss wo man hin soll, welche Unterkunft, welches Auto etc. Aus diesem Grund haben wir uns mal wieder für ein Reisebüro entschieden. Der Plan: ein Ruhetag nach der Anreise, 8-tägige Rundreise im Mietwagen und zum Abschluss 3 Tage Muskat über Neujahr.

Unser Toyota Land Cruiser hatte ein Kofferraumvolumen von einer halben Konzerthalle, dennoch vermochten wir ihn mit dem Gepäck von 4 Personen relativ gut füllen. Kaum war alles verladen, waren wir auch schon unterwegs in Richtung Jabal Shams Gebirge. Bewusst haben wir uns für die nördliche, langsame Route entschieden. Dies bedeutete, dass wir die Berge überqueren mussten, statt auf der Schnellstrasse drum herum fahren würden. Mit unserem Land Cruiser waren wir aber bestens für die 4×4 Tour gerüstet. So fuhren wir ohne zu zögern hinein ins Wadi Bani Awf. Wadi’s sind (teils) wasserführende Flussbetten in Täler.

Während die Piste anfänglich im Flussbett verlief, stieg sie langsam aber sicher an den Flanken der Täler empor. Immer wieder so steil, dass man über gewisse Kuppen nicht sehen konnte, was dahinter lag. Die lange und hohe Motorhaube des Land Cruisers hat dabei sicher auch nicht geholfen. Nach dem Eingang in den Snake Canyon (der nur mit Guide begangen werden sollte) führte die einspurige Strasse immer steiler werden weiter an bis auf ziemlich genau 2000 Metern der höchste Punkt und somit der Pass auf die Südseite erreicht war. Von dieser Seite her führt auch eine geteerte Strasse hoch, aber ohne 4×4 sollte man gar nicht erst versuchen weiter zu fahren!

Die Fahrt hinunter ging merklich schneller. Kein Wunder, auf einer guten Teerstrasse. Für unser Camp mussten wir jedoch wieder auf knapp 2000 Meter hoch. Auf dem Weg dahin, jedoch, kamen wir erst noch am Dorf Riwaygh vorbei, oder besser gesagt dessen Ruinen. Es steht malerisch am Eingang zum Wadi An Nakhur und leuchtet in der Abendsonne. Mehr zum Wadi An Nakhur später. Die Strasse führte kurz darauf wieder unasphaltiert in die Höhe bis zu unserem Camp, dem SAMA Heights Resort. Der Zusatz «Resort» ist wohl etwas übertrieben, aber es bietet dennoch alles was so benötigt. Ausser WLAN. Jedoch stellt sich die Frage, ob man WLAN zu den Sachen zählt, die man wirklich benötigt. Im Nirgendwo auf 2000 Metern… Was es allerdings durchaus hat, ist ein kleiner Heizlüfter im Zelt. Der ist auch bitter nötig, denn die Temperaturen fielen in der Nacht auch mal unter Null.

Snake Canyon
Jabal Shams
Riwaygh

Am nächsten Morgen gingen wir rechtzeitig los um das wohl eigentliche Highlight dieses Fleckens zu machen: der sogenannte Balcony Walk. Dabei handelt es sich um eine Wanderung, die sich entlang dem An Nakhur Canyon schlängelt, knapp 1000 Meter über dem Canyon-Boden. Mit meiner Höhenangst kann das ja nur gut kommen..! Am hintersten Ende des Weges, und somit auch am Ende des Omanischen Grand Canyons wäre das Dorf As Sab gelegen. In die Felsen gebaut, uneinnehmbar für Feinde. Wäre… Denn irgendwann verliess mich der Mut und ich musste umkehren.

Die gesparte Energie verwendeten wir dafür für die Suche eines geeigneten Spots für den Sonnenuntergang. Und wenigstens der Teil war sehr erfolgreich. Schöne Farben und ein fantastischer Blick auf den Jabal Misht, so fast ein bisschen das Matterhorn Oman’s.

Balcony Walk
Balcony Walk
Jabal Misht
Jabal Misht
Jabal Misht

Nach einer weiteren kalten Nacht war das nächste Ziel Nizwa, die erste Hauptstadt des Landes. Jedoch komme ich an dieser Stelle nochmals auf Riwaygh und das Wadi An Nakhur zurück. Mit unserem Auto wurde uns auch ein Offroad Oman 4×4 Guide mitgegeben. Und da Stand etwas im Sinne von: Nass, extrem und atemberaubend. Dass da «extrem» stand, habe ich den Anderen aber verschwiegen… Nun, ich würde mal sagen: Nass? Definitiv, der Grossteil des Tracks verläuft im Bachbett, und dieses führt Wasser. Atemberaubend? Keine Frage! Die Wände gehen beinahe senkrecht in die Höhe und teilweise ist das Flussbett gerade mal 6 Meter breit. Extrem? Ich würde es mal so beschreiben: ich würde es niemandem empfehlen, der noch nie halbwegs offroad unterwegs war, aber «extrem» ist dann doch etwas übertrieben. Aber ohne entsprechendes Auto nicht machbar. Lohnenswert? Alleweil!

Wadi An Nakhur
Wadi An Nakhur
Wadi An Nakhur

Nizwa, die erste Hauptstadt des Omans. Das Highlight ist zweifelsohne das alte Fort. Das Fort wurde in den 1850-er Jahren gebaut und erst vor einigen Jahren komplett saniert. Die Architektur ist beindruckend. Aber nicht nur das, auch die Schutzmechanismen sind grosses Kino! Ich fühlte mich wie im original Computerspiel «Prince of Persia» aus dem Jahre 1989: Falltüren, Schächte für heissen Dattelsaft, Feuer, Schiessscharten… Ich hätte da sicher nicht angreifen wollen. Bei allem Spass ist es jedoch auch mit Besuch des Souq’s nicht gerade tagesfüllend, also haben wir nachmittags einen Ausflug zum Wadi Tanuf, dessen Damm und den Tanuf Schlossruinen gemacht.

Nizwa Fort
Nizwa Fort
Tanuf Castle Ruins
Wadi Tanuf

Der 26. Dezember begann sehr früh. Im Oman war die partielle Sonnenfinsternis zu sehen, nur dass sie hier bereits kurz nach Sonnenaufgang begann. Dennoch wollten wir uns die Möglichkeit nicht entgehen lassen. Während in der Schweiz für eine Sonnenfinsternis an jeder Ecke Schutzbrillen zu kaufen sind, war das im Oman leider eine Fehlanzeige. Nur durch Zufall und Glück konnten wir einem freundlichen Deutschen eine Brille abluchsen, die er von Zuhause mitgebracht hatte. Eine Brille für 4 ist immer noch deutlich besser als gar keine…

Partielle Sonnenfinsternis

Anschliessend fuhren wir nach Süden in Richtung Wüste, die Wahiba Sands. Mitten in der Wüste würden wir in einem Camp zwei Nächte verbringen. Und vor allem: selber hin fahren. Gleich nach unserer Ankunft machten wir uns, mit dem Auto, auf den Weg auf eine Sanddüne um den Sonnenuntergang zu sehen. Fairerweise muss ich zugeben, dass wir die Düne nur dank des Tipps eines einheimischen Guides hoch kamen. Aber es war ein riesiger Spass und der Sonnenuntergang spektakulär. Unseren «freien» Tag verbrachten wir mit einer kleinen Wanderung über die Dünen und ganz viel Kartenspielen.

An unserem Abreisetag bemühten wir uns nochmals früh aus dem Bett, Sonnenaufgang in der Wüste. Das Wetter war leider aber nicht so auf unserer Seite und präsentierte uns einen bewölkten Himmel. Trotz der moderaten Aussichten haben wir uns nicht einfach wieder ins Bett gelegt sondern sind auf die Dünen geklettert. Und siehe da: ein schmales Band zwischen den Wolken belohnte uns mit immerhin etwa 5 Minuten traumhaften Lichts.

Wahiba Sands
Wahiba Sands
Wahiba Sands
Wahiba Sands

Am selben Abend noch, nun in der Stadt Sur, machten wir uns auf nach Ras al Jinz zum Turtle Reserve. Am geschützten Strand kommen verschiedene Arten von Meeresschildkröten zur Eiablage. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wie sich heraus stellte, waren wir wohl nicht die Einzigen… Schätzungsweise 250 Besucher hatten an diesem Abend die selbe Idee. Wir waren um 20.30 Uhr vor Ort, wurden in Gruppen eingeteilt und die Gruppen wurden dann Eine nach der Anderen auf den Weg zum Strand geschickt, begleitet von einem Guide der die Verhaltensregeln klar machte und etwas über die Schildkröten erzählte. Wir waren Gruppe 16 und waren erst um rund 23.00 Uhr an der Reihe. Somit waren wir zu spät für die eigentliche Eiablage, aber wir konnten dafür einer Schildkröte zusehen, wie sie zurück ins Meer ging. Im Nachhinein betrachtet müsste meines Erachtens die Besucherzahl limitiert werden. Klar ist es frustrierend nach einer Stunde Fahrt wieder nach Hause geschickt zu werden. Und klar wird versucht mit den Verhaltensregeln (die erstaunlich gut eingehalten wurden) die Schildkröten möglichst wenig zu stören. Aber bei so vielen Leuten in wenigen Stunden kann mir niemand weismachen, dass es die Schildkröten nicht stört. Andererseits werden die Einnahmen wiederum zum Schutz verwendet… Ich überlasse die Meinungsbildung der Leserschaft.

Schildkröte

Der Letzte Tag der Rundreise führte uns von Sur zurück nach Muskat. An der Ostküste befinden sich wieder jede Menge Wadi’s, darunter die sehr bekannten Wadi Tiwi und Wadi Shab. Nach unserer Erfahrung im komplett überlaufenen Wadi Bani Khalid (den Teil hab ich ausgelassen zwischen der Wüste und Sur), haben wir uns dafür entschieden, dieses Mal die beliebten Wadi’s auszulassen und dafür ins Wadi Arbeieen zu fahren. Nun, ich kann nicht abschliessend sagen, ob es die richtige Entscheidung war die bekannten Wadi’s auszulassen, aber das Wadi Arbeieen war definitv wieder ein Abstecher wert und ziemlich einsam. Ausserdem gab es da einen Wasserfall, und dafür kann ich mich immer begeistern. Aber auch hier gilt wieder: nur mit 4×4. Anschliessend machten wir uns auf den Weg zurück nach Muskat für die letzten 3 Tage.

Wadi Arbeieen
Wadi Arbeieen

Schlussfolgerung? Oman ist ein traumhaftes Land, voller Kultur, Tradition, freundlichen Menschen und atemberaubender Natur. Die Leute sind weltoffen und wenn man die einfachsten lokalen Gepflogenheiten respektiert und sich entsprechend anpasst, ist man überall willkommen.

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